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Umfangreiche Kirchendach- und Turmrenovierung steht an

Am 20. Januar trafen sich der Kirchenvorstand (KV), Jonathan Schmidt vom Baureferat der Landeskirche (EKHN) sowie die Architekten Kristian Kaffenberger und Nils Kempe in einer Videokonferenz. Eingeladen hatten die KV-Vorsitzende Elke Schneider und Pfarrer Daniel Fritz. In der Konferenz wurden verschiedene Gutachten, besonders zur Dachsanierung, ausgewertet. Das gesamte Ausmaß der Schäden wurde besprochen.

Bereits im Jahr 2017 waren an den Dächern des Kirchenschiffes und Turmes erhebliche Schäden festgestellt worden. Sowohl über dem Chorbereich (Altar, Sakristei) als auch Richtung Turm sind die Hölzer auf der Mauerkrone der Kirchenwand und die darauf aufliegenden Hölzer des Daches besonders schadhaft. Sie weisen Schäden durch holzzerstörende Pilze und Insekten sowie Wasserschäden auf und müssen ausgetauscht werden. Die noch von der alten Balkendecke im Kirchenraum stammenden Hölzer tragen das gesamte Dach und sind von daher nicht leicht zu ersetzen. Die alte Holzdecke im Kirchenschiff wurde 1896 durch das jetzige Tonnengewölbe ersetzt. Der Austausch der im Kircheninnern geschädigten Hölzer erfordert auch dort ein Gerüst und Sicherungsmaßnahmen.

Eine genaue Kartierung der Schäden in den sensibel konstruierten Dachstühlen (Kirchenschiff und Turm) zeigt, dass die meisten Schäden im unteren Bereich der Dächer liegen. Diese Schäden seien nur mit großem Aufwand zu beheben. Die Architekten vermuten, dass wegen der schwierigen Erfassung der Schäden etwa 50% mehr Schäden zu beheben sind als bisher kartiert. An einigen Stellen ist inzwischen Wasser ins Kircheninnere eingedrungen, so dass bereits „Gefahr im Verzug“ ist.

Die festgestellten PCB-Giftstoffe, die früher in Verbindung mit Lindan als Holzschutzmittel aufgetragen wurden, lassen ein Arbeiten nur unter erschwerten Bedingungen zu. Bei den Zimmererarbeiten müssen Schutzmasken und Schutzkleidung getragen werden. Deshalb sei bei diesen Arbeiten etwa vom Doppelten der normalerweise entstehenden Kosten auszugehen, so Architekt Kempe.

Das Dachgutachten ergab, dass auch der Schiefer z. T. schadhaft ist. Eine Teilerneuerung des Daches in Verbindung mit dem Austausch einzelner schadhafter Ziegel ist jedoch wenig sachgerecht. Sinnvoll ist die Erneuerung des gesamten Schieferdaches. Da das Gerüst dann bereits steht, sollten andere notwendige Arbeiten im Außenbereich wie Putz- und Malerarbeiten ebenfalls durchgeführt werden. Eine Sanierung der Elektrifizierung im Kirchendach und im Turm sowie ein neuer Brandschutz sind ebenfalls dringend erforderlich.

Für die Baustelleneinrichtung muss ein Zugang zum Kirchpark im Bereich der Fahrradständer neben dem Pfortenhäuschen geschaffen werden. Die an dieser Stelle nicht denkmalgeschützte Mauer soll dafür niedergerissen werden.

Beginnend in diesem Jahr sollten die Schäden in zwei Bauabschnitten beseitigt werden, so Jonathan Schmidt. Im Jahr 2022 soll im 2. Bauabschnitt der Kirchturm renoviert werden. So braucht die Kirchhofsmauer nur einmal eingerissen werden und es können Kosten gespart werden.

 

Der Turm soll auch im Innern renoviert werden. Treppen, Leitern und Fußböden sind aus Sicherheitsgründen zu erneuern oder zu ertüchtigen. So kann auch die Glockenstube für Besucher zugänglich gemacht werden.

Auch im Kirchturm sind verschiedene Hölzer wie Deckenbalken und Gesimsbohlen durch Pilze und Insekten stark geschädigt oder bereits zerstört. In einigen Bereichen handelt es sich um tragende Bauteile. Teile entlang der stark geschädigten Gesimsbohlen auf der Mauerkrone könnten sich auf Dauer lösen und außen herabfallen (Verletzungsgefahr!).

Die Schalung des Daches im barocken Turmhelm hat großen historischen Wert. Das Holz ist fragil und fein gearbeitet. Die Belegung der Dachkonstruktion mit Schiefer ist eine hohe Kunst, die nicht jede Zimmerei beherrscht. Beschädigt ist das Turmdach besonders im unteren Bereich. Auch hier ist eine Neueindeckung des gesamten Daches, das ohnehin in naher Zukunft neu gedeckt werden muss, sinnvoll.

Eine besondere Herausforderung stellt auch der Gerüstbau dar. Es handelt sich um etwa 600 m² Gerüstfläche bei einer Dachflächengröße von 300 m². Da auch das Holz im Turm kontaminiert ist, erfordert die Turmsanierung ebenfalls eine aufwändige und damit teure Baustelleneinrichtung.

Am Turm befindet sich im unteren Bereich ein fester, zementöser Putz, hart wie Beton. Da die Putzarbeiten nicht fachgerecht ausgeführt wurden, kann die Feuchtigkeit nicht entweichen und steigt bis etwa 2 Meter hoch. Die Feuchtigkeit tritt auch an dem eingemauerten Grabstein von Pfarrer Happold (18. Jahrhundert) aus und hat diesen bereits weitgehend zerstört. Um den ganzen Bereich langfristig zu sanieren, muss der Putz entfernt, neu aufgebracht und gestrichen werden.

Die anstehende Renovierung des Kirchendaches und des Turmes wird die Kirchengemeinde und den Kirchenvorstand vor große Herausforderungen stellen. Wir werden im Einzelnen noch darüber informieren und berichten.

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